Viertagefahrt Südbaden

Friedberger Geschichtsverein erkundet Südbaden

Die viertägige Studienfahrt des Friedberger Geschichtsvereins führte unter der Leitung eines dreiköpfigen Teams um den Vorsitzenden Lothar Kreuzer nach Südbaden. Diese vielgestaltige Landschaft zwischen Südschwarzwald und Oberrhein bietet nicht weniger als die Wetterau Zeugnisse aller Epochen seit den Kelten, Römern und Germanen. Achim Meisinger zeigte jeweils auf, wie vulkanische Aktivitäten und Eiszeiten die Landschaft geformt haben.

Erste Station war die Benediktinerabtei in St. Peter im Hochschwarzwald. Dort erlebte die Reisegruppe als ersten Höhepunkt eine sehr sachkundige Führung von Prof. Dr. Hans-Otto Mühleisen durch die reich ausgestattete Doppelturmkirche (1724-1727) und die beeindruckende Klosterbibliothek aus dem Rokoko. Am Nachmittag besuchte man die südbadischen Metropole Freiburg, die 1120 von den Zähringer Herzögen als Stadt gegründet wurde und seit 1368 unter der Herrschaft der Habsburger stand. Das Münster besitzt Deutschlands einzigen noch im Mittelalter fertiggestellten Kirchturm. Der eingehenden Besichtigung des Sakralbaus folgte ein Rundgang durch die autofreie Altstadt mit Bauwerken aus allen Epochen seit dem Mittelalter, unter anderem den Gebäuden der 1457 von den Habsburgern gegründeten Universität.

Karlheinz Beyerle informiert in Kandern auf dem von ihm gestalteten August-Macke-Rundweg über das Wirken des Künstlers in der Stadt. Foto: Achim Meisinger

Am nächsten Morgen führte die Studienfahrt zunächst über die schweizerische Grenze nach Augst, wo sich die weltweit bedeutenden Ausgrabungen der römischen Stadt Augusta Raurica befinden. Zu bewundern gibt es vor allem ein Theater für ehemals 8.000 Zuschauer, ein Amphitheater sowie ein rekonstruiertes ziviles Wohnhaus mit authentisch eingerichteten Räumen. Am Mittag ging es zurück ins Markgräflerland nach Kandern. Dort hielt sich mehrfach der zur Künstlergruppe Blauer Reiter gehörende Maler August Macke (1887-1914) auf, worüber der einheimische Macke-Forscher Karlheinz Beyerle auf einem von ihm initiiertem Rundweg informierte. Nach einer Besichtigung des Rokokoschlosses Bürgeln endete der Tag mit einem Besuch in Badenweiler. Dort imponierte die Ruine der römischen Badetherme mit Warm- und Kaltwasserbecken, deren Bau in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts begonnen worden war.

Der dritte Tag begann mit einem Besuch in Breisach, dessen Altstadt ähnlich wie Friedberg auf einem Vulkanausläufer 42 m über dem Rheintal liegt. Im vierten Jahrhundert als römische Siedlung mons Brisiacus erwähnt, wird die Stadtsilhouette durch das spätmittelalterliche Münster St. Stephan dominiert. Unter den bemerkenswerten Profanbauten der bedeutenden Handelsstadt ragt der mittelalterliche, nach seiner Zerstörung 1793 wieder weitgehend aufgebaute Radbrunnenturm hervor, der zeitweise als Rat- und Gerichtshaus diente. Sulzburg hat neben einer Synagoge aus dem frühen 19. Jahrhundert vor allem die 993 n. Chr. erbaute Kirche St. Cyriak als Sehenswürdigkeit, deren Kirchturm der älteste noch existierende ganz Süddeutschlands ist. Staufen, eine ebenfalls mittelalterliche und wie Freiburg seit 1368 habsburgische Stadt imponierte mit seinem alten Baubestand. Im Hotel Zum Löwen kam nach der Überlieferung der historische Dr. Faustus 1539 bei einem misslungenen chemischen Versuch zur Herstellung von Gold ums Leben. Zum Abschluss des Tages stattete die Gruppe dem barocken Kloster St. Trudpert einen Besuch ab, von dem ursprünglich die Christianisierung des Schwarzwaldes ausging.

Bevor man am letzten Tag die Heimreise in die Wetterau antrat, standen in Bad Krozingen die Glöcklehof-Kapelle mit beeindruckender Wandmalerei aus dem 10./11. Jahrhundert, in Heitersheim die erst vor wenigen Jahrzehnten entdeckten römischen Ruinen auf dem Programm. In dieser frühesten und damals größten Siedlung östlich des Oberrheins werden in einer villa urbana, einem Herrenhaus eines 2000 ha umfassenden landwirtschaftlich genutzten Geländes aus dem ersten Jahrhundert, die Wohn- und Arbeitsverhältnisse des römischen Landlebens demonstriert. Weiter ging es durch den Kaiserstuhl und über den Texaspass zur abschließenden Besichtigung nach Endingen, das bereits im Frühmittelalter erwähnt wurde und einen romantischen Ortskern um das 1525 erbaute Alte Rathaus aufweist.

Der Geschichtsverein plant eine Wiederholungsfahrt vom 29.8. bis 1.9.2024, für die noch Anmeldungen möglich sind.

Reinhard Schartl

Vgl. Wetterauer Zeitung, 6. Juni 2024